Die Sommerferien sind im vollen Gange, die Sonne lacht und das Heidekraut blüht. Strohballen kugeln sich über die Getreidefelder und über den gemähten Wiesen ziehen Greifvögel ihre Kreise. Laue Sommernächte sind erfüllt vom Zirpen der Heuschrecken und auch Fledermäuse können jetzt häufig entdeckt werden.

Viele Vogelarten kommen jetzt in die Mauser, sie erneuern ihr Federkleid. Darum beim nächsten Spaziergang mal nach Federn ausschau halten. Von welchem Vogel könnten sie stammen? 

Einige Zugvögel wie Grasmücken stellen nach der Brutzeit ihre Ernährung gänzlich um: von Insekten auf Obst, wie Holunder- oder Vogelbeeren (Eberesche). So gewinnen sie schnell Kraftreserven für die ersten Etappen ihres Langstreckenfluges.

Im August fliegt die zweite Generation an Admiral- und Distelfaltern. Sie gehören zu den Tagfaltern. Es gibt auch Nachtfalter, die am Tag fliegen und mit genau diesen wollen wir uns im August beschäftigen. Vielleicht kennen Sie das Taubenschwänzchen – es sieht aus, wie ein Kolibri. Im leicht brummenden Schwirrflug bleibt es vor jeder Blüte kurz in der Luft stehen, um zu trinken. Sein Rüssel ist länger als der Körper!

Das August-Gemälde von Henrieke Ribbe, Öl auf Leinwand, zeigt einen farbenfrohen Blumengarten als typischen Lebensraum von Faltern:

Im August-Newsletter geht es um folgende Themen:

  • Alles rund um tagaktive Nachtfalter
  • tagaktive Nachtfalter im Feldbuch
  • tagaktive Nachtfalter-Monatsaktionen
  • Aktivitäten: Samenkugeln rollen und Falter anlocken
  • Zusatzmaterial:
    - Memo-Spiel
    - Körperbau der
    tagaktiven Nachtfalter
    - Entdeckeheft Alter Falter
  • Tipps:
    -
    Aktion: Nabu Insektensommer Teil 2
    - Falterfreundlicher Garten
    - Vogeltour durch den Tiergarten

Interessantes rund um tagaktive Nachtfalter

In der Fachsprache werden die Begriffe Schmetterling und Falter synonym verwandt. Sie bezeichnen alle Insekten mit beschuppten Flügeln. Der wissenschaftliche Name der Ordnung Lepidoptera setzt sich deshalb zusammen aus: lepis = Schuppe und pteron= Flügel. Die Lepidopterologie ist demnach die Schmetterlings- oder Falterkunde. Alle Falter Mitteleuropas und viel Hintergrundwissen entdeckt man im www.lepiforum.org


Leistungsstarke Sinnesorgane
Mit den Fühlern können Falter riechen, so können sie gut nektarreiche Blüten finden. Manche Arten können mit ihren Fühlern auch tasten, schmecken und Temperaturen wahrnehmen. Bei manchen sind die Fühler bei Weibchen und Männchen unterschiedlich geformt, da die Männchen oft über mehrere Kilometer die Sexuallockstoffe der Weibchen wahrnehmen können. Für Weibchen ist es wichtig, die artspezifische Pflanze zur Eiablage zu identifizieren. Dies geschieht zusätzlich auch über Sinneszellen an den Füßen, mit denen sie schmecken können.
Schmetterlinge haben Facettenaugen, die aus mehreren tausend Einzelaugen bestehen. Sie können ultraviolette Farben sehen, sind jedoch relativ kurzsichtig: nur auf 3–5 Meter sehen sie einigermaßen scharf.


Metamorphose
Falter durchlaufen eine vollständige Metamorphose vom Ei über die Raupe zur Puppe bis zum Schmetterling. Die Raupen schlüpfen aus den Eiern, danach kommt es in der Regel zu vier Häutungen (ca. 4 Wochen; bei Arten, die im Raupenstadium überwintern, entsprechend länger). Danach verpuppt sich die Raupe. Nach ca. 2 Wochen schlüpft der fertige Falter. Die durchschnittliche Lebensdauer des Falters beträgt je nach Art einige Tage bis einige Monate.

Spannende Fakten

  • Abhängigkeit von Futterpflanzen: Die Raupen der Falter brauchen bestimmte Wildpflanzen als Nahrung, mehr als die Hälfte der Arten ist sogar an eine ganz bestimmte Pflanzenart gebunden. Dies ist angeboren und somit artspezifisch. Oftmals lässt der Name der Art schon auf die enge Bindung an eine bestimmte Nahrungspflanze schließen.
  • Rüsselspezialisten: Ihre Saugrüssel sind oft auf bestimmte Blütenformen wie Orchideen spezialisiert. Falter dienen in weitem Maße als Blütenbestäuber zahlreicher Pflanzen.
  • Bioindikatoren: Trotz der teilweise lückenhaft erforschten und sehr komplexen Lebensansprüche können Schmetterlinge als Zeigerarten für Umweltveränderungen herangezogen werden. Sie haben einen relativ kurzen Lebenszyklus und reagieren empfindlich auf Veränderungen.
  • Gefährdet: Die Rote Liste in Deutschland umfasst 189 Tagfalterarten. 42% gelten als ausgestorben oder bestandsgefährdet, 11% stehen auf der Vorwarnliste und 12% gelten als extrem selten (Quelle BfN). Das Insektensterben ist hier sehr sichtbar. Hauptursachen sind die Industrielle Landwirtschaft und hoher Einsatz von Pestiziden.    
  • Lichtverschmutzung: Für viele Nachtfalter stellen künstliche Lichtquellen eine große Gefährdung dar. Sie verirren sich an Straßenlaternen, Leuchtreklamen oder anderen Lichtern. Bis zu 450 Falter zählten Forschende im Schnitt pro Nacht an einer einzigen Straßenlaterne, ein Drittel davon verendet dort.

Mehr zum Taubenschwänzchen
Sie sind Wanderfalter und kommen im Frühling aus dem Mittelmeerraum zu uns. Sie legen Entfernungen von bis zu 2.000 km zurück. Im Gegensatz zu vielen anderen Insekten sind Taubenschwänzchen auch bei Regen aktiv.
Sie überwintern als voll entwickelte Schmetterlinge, vertragen aber keinen Frost. Bedingt durch den Klimawandel überwintern immer mehr in Deutschland.
Das Taubenschwänzchen trinkt im Flug! Im leicht brummenden Schwirrflug bleibt es vor jeder Blüte kurz in der Luft stehen und trinkt mit seinem Rüssel, der länger ist als sein Körper.
Durch dieses „Distanztrinken“ ist das Taubenschwänzchen gut vor getarnten Fressfeinden wie der Krabbenspinne geschützt.
Der Schwirrflug kostet viel Energie, aber das Taubenschwänzchen ist flink und fleißig: Es kann in fünf Minuten mehr als hundert Blüten besuchen!

Tagaktive Nachtfalter im Feldbuch

Die Unterscheidung in Tag- und Nachtfalter soll uns bei der Bestimmung helfen, sie hat keine biologische Begründung. Die meisten Nachtfalter fliegen in der Nacht und es gibt einige weitere Merkmale, die wir im Feldbuch erläutern. Das einzige eindeutige Merkmal ist jedoch die Form der Fühler. Nur Tagfalter haben kolbenförmige Fühler. Nachtfalterfühler können sehr unterschiedlich aussehen. Die überwiegende Mehrzahl besitzt fadenförmige, zum Ende hin spitz zulaufende Fühler.

Über 3.300 Falterarten und damit mehr als 95 % der heimischen Schmetterlingsarten zählen zu den Nachtfaltern. Der Körperbau der Nachtfalter ist zumeist dicker und die Grundfärbung ist unauffällig, um sich tagsüber besser vor Feinden zu verbergen. Ruhende Flügel sind meist dachförmig über den Körper gelegt. Bei den meisten Tagfaltern hingegen klappen die Flügel über dem Körper zusammen, sodass die Flügelunterseite zu sehen ist.

Alle Falterarten von der Augustseite finden sich auch im Feldbuch wieder. Es hilft bei der Bestimmung und die entdeckten Arten können auch direkt dokumentiert werden.

Eine zweite Auflage des Feldbuchs steht nun wieder zur Verfügung und ist bei uns und bei der Stiftung Naturschutz Berlin erhältlich.

Benötigte Seiten können auch aus der PDF-Version ausgedruckt oder als Tafelbild für das Smartboard verwendet werden.

Feldbuch bestellen
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Monatsaktion

Diesen Monat gibt spannende Angebote zu tagaktiven Nachtfaltern vom Projekt ArtenFinder: einen Onlinevortrag am 9. August um 18 Uhr, einen Podcast und ein Quiz über die tagaktiven Nachtfalter. Für den Onlinevortrag bitte über artenfinder(at)snu.rlp.de anmelden.
Bei der Verlosung kann eine ArtenFinder-Tüte mit Entdeckerkalender 2023, dem Bestimmungsbuch "Tagaktive Nachtfalter" von Rainer Ulrich, Postern und Notizblock gewonnen werden.

Es lohnt sich also, gleich mal reinklicken:

Monatsaktion Berlin
Monatsaktion Rheinland-Pfalz

Aktivitäten

Samenkugeln rollen

Material: Schüssel, Wasser, Kompost/Blumenerde, Tonerde/Tonpulver/Katzenstreu aus Ton, Samen
Dauer: 60 Minuten
Sozialform: Kleingruppen

Im Sommer und Herbst sind viele Samen reif und können gesammelt werden. Es ist sehr interessant, die unterschiedlichen Formen zu entdecken, etwa die Samenkapseln des Mohns, die Explosionen des Springkrauts, die dicken Samenanlagen der Ringelblume.
Für Samenkugeln die Zutaten etwa in diesem Verhältnis in die Schüssel geben (bitte nur Samen von heimischen Wildpflanzen verwenden):
Jetzt noch etwas Wasser dazu, dann wirkt der Ton wie Klebstoff, kräftig durchkneten und Kugeln formen (nicht größer als ein Tischtennisball). Nach etwa zwei Tagen sind die Samenkugeln trocken und können im eigenen Garten oder auf Grünflächen in der Stadt verteilt werden.
Hier die ausführliche Anleitung.

Lehrplan Berlin:
NaWi: 3.5 Pflanzen, Tiere, Lebensräume - Mit Fachwissen
umgehen

SU: 3.5 Tier - Handeln

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Falter anlocken

Material: Rotwein, Bier oder Obstsaft (möglichst schon gegoren), angeschlagenes Obst, Zucker, Pürierstab
Dauer: Projekt
Sozialform: Kleingruppen, gemeinsam beobachten

Viele Nachtfalter werden vom Duft faulender Früchte angezogen – im Hochsommer sind diese in großen Mengen vorhanden. Ein süßes, gäriges Flüssigkeitsgemisch eignet sich zum Anlocken.
Alle Zutaten in ein Gefäß geben und die Masse pürieren. Nun wird das Gemisch auf Baumstämme gestrichen oder eine dicke Schnur darin getränkt und im Freien aufgehängt.
Beobachtet mit einer schwach leuchtenden Taschenlampe welche Falter angelockt werden. Macht Fotos und versucht die Arten zu bestimmen. Meldet diese dann beim ArtenFinder.
Die Lockmischung kann einige Woche aufgehoben und die Beobachtung wiederholt werden.
Hier die ausführliche Anleitung.

Lehrplan Rheinland-Pfalz:
Biologie:
TF 1 Vielfalt – Erkenntnisgewinnung

Zusatzmaterial

Metamorphose-Drehscheibe: Die Vorlage ausdrucken, auf Pappe aufkleben und mit einer Musterbeutelklammer verbinden. Beim Drehen der Scheibe sieht man die Entwicklung des Tagpfauenauges vom Ei bis um fertigen Falter in vielen kleinen Schritten und als wiederkehrenden Zyklus.
www.pindactica.de/metamorphose-drehscheibe

Memo-Paare-Spiel: Für alle Arten im Entdeckerkalender gibt es ein Pärchenspiel. Runterladen, ausdrucken, schneiden und laminieren. Dann die fertigen Karten ausschneiden.
Tierarten_PaareFinden.pdf

Körperbau der Tiergruppen: Das Schaubild zeigt den Körperbau der tagaktiven Nachtfalter. Es gibt auch zwei Versionen zum Selbst-Eintragen der Bezeichnungen als Arbeitsblatt.
Das PDF kann zum Ausdrucken oder gemeinsamen Bearbeiten am Smartboard verwendet werden.
Körperbau_Tiere.pdf

Nabu Insektensommer Teil 2
Machen Sie mit! Beobachten und notieren Sie zwischen dem 5. und 14. August eine Stunde lang Sechsbeiner.
Auf der NABU-Webseite können Sie sich weiter informieren und Ihre Beobachtungen melden.

 

Falterfreundlicher Garten

Vor 5 Jahren erschütterte uns die Meldung des großen Insektensterbens. Es gibt noch keine Entwarnung. Aber wir können alle mithelfen! Insekten haben hohe Reproduktionsraten und schon mit kleinen Maßnahmen können Sie teils erstaunliche Erfolge erzielen. 

Hier unsere versammelten Tipps.

 

Vogeltour durch den Tiergarten

Am 26. August haben wir ein besonderes Angebot für alle vogelinteressierten Kinder und Erwachsenen in Berlin:
Wir starten um 9:30 Uhr und erkunden die Vogelwelt im Tiergarten. Welche Vögel brüten hier, wie kan ich mir die Gesänge einprägen und wiedererkennen und warum verlieren viele Vögel jetzt ihre Federn?
Das Angebot ist kostenfrei. Anmeldung unter touren@pindactica.de oder 030/34083124

Wir wünschen Ihnen weiterhin eine schöne Ferienzeit und viel Spaß mit den tagaktiven Nachtfaltern. Leiten Sie doch unseren Newsletter gerne weiter.

Herzliche Grüße von Pindactica, den ArtenFinder-Teams und den beiden Umweltstiftungen. 

Förderungen durch Stiftungen decken nur einen Teil unserer Kosten. Spenden und Mitgliedsbeiträge sind ein wichtiger Baustein unserer Arbeit. Sie können steuerlich geltend gemacht werden.

Spendenkonto
Pindactica e. V.
Deutsche Skatbank
IBAN: DE25 8306 5408 0004 8052 67
BIC: GENODEF1SLR

Wir danken allen, die uns unterstützen und damit Angebote wie diesen Newsletter ermöglichen. Dankeschön!

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